Orthoptik
Orthoptik, was ist das?
Orthoptik, was ist das?
Die Orthoptik (früher auch Sehschule genannt) ist ein Teilgebiet der Augenheilkunde, zum Fachgebiet der Strabologie gehörend. Die Aufgabe der Orthoptisten*innen ist die Prävention (Vorbeugung), die Diagnosestellung (Erkennung) und Therapie (Behandlung) von Schielerkrankungen (Strabismus), Sehschwächen (Amblyopie), Störungen des beidäugigen Sehens (Binokularsehen), Augenmuskellähmungen (Paresen), Augenzittern (Nystagmus) und Kopffehlhaltungen, welche durch das Sehen verursacht werden. Sie behandeln Patienten jeden Alters, denn bereits Neugeborene können Augenerkrankungen und Schielen aufweisen. Es ist zudem wichtig, den Unterschied zwischen angeborenen und erworbenen Schielformen zu erkennen.
Nur die dipl. Orthoptisten*innen HF haben diese besonderen und erforderlichen Fachkompetenzen.
In der Prävention sind die Orthoptisten*innen zu einem grossen Teil in der Behandlung von Kindern tätig. Die Sehschärfe und die Zusammenarbeit der Augen entwickeln sich zwischen dem 3. Lebensmonat bis hin zum 10. Lebensjahr, in der sogenannten sensitiven Phase. Es gibt Störfaktoren, wie zum Beispiel das Schielen, eine unerkannte Fehlsichtigkeit (Brillenbedarf) und / oder eine Sehschwäche, die die Sehentwicklung und auch das räumliche Sehen (Dreidimensionalität) behindern können.
Die Orthoptisten*innen erkennen die Störfaktoren und behandeln sie in enger Zusammenarbeit mit dem Augenarzt*in.
Eine Sehschwäche (Amblyopie), welche durch ein Schielen oder durch eine fehlende Brillenkorrektur entstehen kann, wird in der Regel zuerst mit der richtigen Brille und gegebenenfalls mit einem Pflaster auf dem gut sehenden und / oder nicht schielenden Auge behandelt. Dabei wird die Behandlung individuell dem Kind, seinem Alter und der Art der Schwachsichtigkeit angepasst.
Bei erwachsenen Patienten*innen kann es plötzlich zum Auftreten von Doppelbildern kommen. Die Orthoptisten*innen klären dann sorgfältig die Ursachen ab. Manchmal ist es zum Beispiel ein ursprünglich «verstecktes» Schielen (Heterophorie), welches sichtbar wird und zu Doppeltsehen führt. Oder es kann auch ein Lähmungsschielen als Ursache der Doppelbilder diagnostiziert werden. Dafür können Allgemeinerkrankungen (wie Diabetes oder Hypertonie), ein Unfall an den Augen oder am Kopf oder neurologische Erkrankungen verantwortlich sein.
Nachdem der Orthoptist*in den behandelnden Augenarzt*in über die orthoptische Diagnose informiert hat, leitet der Augenarzt*in weiteren nötigen Abklärungen ein. Gegebenenfalls wird eine Bildgebung verordnet, die bei der weiteren Diagnosestellung helfen kann.
Bei Doppelbildern hat der Orthoptist*in die Möglichkeit, den Patienten *in mit optischen Hilfsmitteln (Prismen Einstellung) oder mit Abdecken eines Auges zu helfen.
Der Patient*in wird darüber aufgeklärt, dass bei Doppeltsehen das Führen eines Fahrzeuges im Strassenverkehr nur nach einer Prismen Anpassung erlaubt ist, welche wieder ein Einfachsehen ermöglicht.
Ist ein sichtbares Schielen vorhanden, welches sich im Umgang mit Mitmenschen störend auswirkt oder geht durch das Schielen das räumliche Sehen verloren, berät der Orthoptist*in den Patienten *in über die Möglichkeiten einer Augenmuskeloperation. Bei Bedarf führt er/sie die nötigen Massnahmen vor einem operativen Eingriff durch.
Diese Intervention wird durch die obligatorische Krankenversicherung abgedeckt.